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Hans Mohr [I]

Hans Mohr hatte sich eines Tages entschlossen, nach der Erfüllung der Lebenspflichten, nach seinen Reisen durch die Welt, sein Erspartes, das er am Wegrand seines Lebens aufgelesen hatte, wie ein anderer Walderdbeeren, Himbeeren oder Brombeeren an Waldlichtungen pflückte, zur Hand zu nehmen und sich ein Haus zu kaufen.

Ein Haus in Himelzelten, das er seit seinen Kindertagen kannte, weil die Eltern in diesem Dorf urlaubten und es ein Stück Freiheit für ihn bedeutet hatte. Himelzelten, wo man den Menschen so nahe kommen konnte, wie man durfte, aber auch nur so nahe kommen musste, wie man wollte. Solange man sich nicht in ihre Belange einmischte, wurde man nicht behelligt, denn in Himelzelten war man gewohnt, mit Fremden fröhlichen und ungezwungenen Umgang zu pflegen. Vor allem mit jenen, die sich nicht heimisch machen wollten, sondern nur eine Bleibe auf Zeit suchten.

Und Hans Mohr war einer, der eine Wohnstatt für den letzten Feierabend suchte. Ein Wort, das ihm immer schon gefiel, denn es klang nach Freundlichkeit und Wohlbefinden, den Abend zu feiern, ein kommendes Ende und es schwang auch das Fest mit, die Geselligkeit unter Menschen nach getaner Arbeit.

Und so fühlte er sich nun auch, als wär das Tagwerk vollbracht und die Stille in ihn eingekehrt und für diese Stille, die Beständigkeit der folgenden Tage, benötigte er ein passendes Quartier, in dem er unbehelligt leben konnte. Ein Fremder, dem man begegnet und den man kennt und vor dem man freundlich den Hut zieht, weil man weiß, er bleibt, wo er hingehört, bei sich.

Raimund [Bahr]


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