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Die Welt - Träume, Wachträume, Fantasien | Auszug I


Die Reife

Nach zwölf Jahren Schule hat die junge Frau ausreichend Wissen über das Pantoffeltierchen erworben, um im Lebenskampf zu bestehen. Der Geschichtsunterricht hat sie mit klassischen Zitaten für den Smalltalk im Aufzug ausgerüstet, der Ethikunterricht mit den wichtigsten Bestechungsmethoden und der Fähigkeit, Mitgefühl zu heucheln.

Im Rahmen der Abschlussprüfung löst die junge Frau verzauberte Gleichungen und ist dem Heimatland dafür dankbar, dass es kein Ausland ist. Weil sie sich vor der Vorsitzenden bis zum Boden verneigt und parallel den Krümmungsradius berechnet, schließt sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab, was genau völlig bedeutungslos ist.

Somit hat sie für den weiteren Lebensweg alle Chancen mit Ausnahme des Elternhauses.

Das bestätigt sich umgehend bei der staatlich vorgeschriebenen Berufsberatung im nächsten Zimmer. Ein depressiver Beamter zeichnet die Hirnströme der Frau bei der abwechselnden Betrachtung von Luxusgütern und Folterszenen auf. In einem zweiten Schritt lässt er sie Kollektionen von Thermalunterwäsche nach dem Sozialprestige ordnen. Zum Abschluss darf sie zu zufällig ausgewählten Stellen aus dem Standrecht frei assoziieren und die dafür notwendigen Waffen auswählen.

Aus den Testergebnissen extrahiert ein Programm des Innenministeriums ihren Wert für die Gesellschaft. Obwohl sie sich mit einem elektronischen Yogi vorbereitet hat, lautet das Ergebnis auf unverantwortlich. Mit einer kleinen Spende für den Polizeisport kann sie jedoch die umgehende Löschung aller Beweismittel sicherstellen.

Daraufhin wird sie, wie alle anderen Absolventen, vom Schulwart aus dem Gebäude getreten, während der Direktor die Schädelzwingen für die Neuankömmlinge vorbereitet. Vor dem Eingangstor stopfen ihr Vertreter der Apothekerkammer Proben kaltgepresster Ausdauer und Konzentration in die Tasche. Damit trennt sie von einem erfüllten Leben in der freien Marktwirtschaft nur noch ein Rudel Kampfhunde.

Die junge Frau stößt zwei Mitschüler zur Seite und rennt los.

Gerald [Jatzek]


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