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Generation D. | (eine kleine Trilogie)


Auftrag der Großmutter (I)

Lauf fort und füll meinen Pantoffel mit Spott und Hohn!
Er soll sich niemals mehr ausgießen.
Schmier fremden Honig auf Leidenholz.
Er soll die Bienen für immer verschließen.
Und wehe, es bleibt ein Loch,
wehe, du verteidigst mich doch!
Du wirst dann auf ewig Stock stehen und hohlsehen.
Der redliche Specht muss büßen;
den mündernen Müttern zu Füßen.


Greß (II)

Greß bricht die Schwüre seiner Mutter in zwei Hälften.
Sorgenfältig nimmt er einen nach dem anderen aus dem Jutesack und schleudert ihn auf den Boden seiner Kindheit.
Es klackert im Rhythmus banger Spiele.
Dazwischen kleine Stiche in die haarlose Hand.
Ihre sich bei jedem Satz überstürzende Stimme.
Bald steht er bauchtief im Halbmurmelbad.
Die eigenen Gedanken silbern wieder queckig davon; links hinten schillern die Versprechen.
Ihr überschlagener Sitz am Wannenrand, als er sich nackt im Schaume wand.
Ihr Schlafeslied, das mit den Latten knatschte.
Ihre zahnschweren Lippen, die nie nur lachten.
Ihre phrasigen Spritzen.
Die Nacht noch immer platt. Sein Hals ist grässlich wanst.
Es tropft durch Löcher **
in der Sternenlichterwand.


Däamanten (III)

Ich träumte von kinnlosen Wesen. Mondgesichter übersät mit aufgebrochenen Haferflocken. Der Milchstich grünlich.
Gesteuert aus zwei Höhlen in Augenhöhe. Rötliche Lichter, die lautlos blitzten.
Ich wollte wissen, ob sie auch spiegeln und linste hinein. Plötzlich ein stiller Schmerz an meinen Lidern.
Ihre Diamanten mussten mir die Wimpern weggeschliffen haben.
Ich merkte es erst mittags. Als ich lachen wollte über dieses kindliche Gespinst. Da riss es mir die Lippen auf; meine Augen tränten, doch die Wangen harrten trocken. Ich dachte mir noch wenig; vielleicht hatte ich zu viel Sonne abbekommen.
Der Tag vor jener Nacht war besonders klar gewesen. Als ob sich die Wiese mit den Glockenblumen oben spiegelte, als ob ich unten durch Wolken watete. Der Tau auf meinen Zehen kribbelte noch abends nach.
Meine Finger aber sind heute taub. Als hätte sie jemand in kalten Milchbrei getaucht.
Es waren doch nur Kinder!
Ich denke an Sarkozy, an Bonaparte, an Männer in Kinderkörpern. Ihre Stimmen wie Ruten, ihre Milz meist hart. Sie tragen Schmuck und fuchteln am Stand. Ihre Augen alt und starr, die Masse starrt sie an.
Wes Kinder waren es?
Ich kann mich nicht mehr fragen. Das Fragen schleudert meinen Magen, ich brauche rasch das Weiche. Das Kauen weitet die Pupillen, sie treten über. Die Lider bald verschwunden unter den grün-weißen Gummibällen mit schwarzem Schacht.
Das Stopfen stopft die Muscheln. Meine Ohren fallen langsam ab. Man kann sie trocknen und verwerten.
Die auf den Schemeln sagten eben in den schwarzen Fenstern, man soll die Sonne meiden: verursacht Eifer. Besser Futterschleife.
Seither hänge ich zu Hause. Die blumigen Gardinen auch, sie essen schon Staub.
Ich zähle ihre Schichten, ihre Blüten, meine Schüsseln, meine Schlüssel.
Wenn ich zu laut bin, wenn es klimpert, wenn ich sinne, hörnt mich Martin. Ich bücke mich dann schnell und presse mein Gesicht nach innen, bis ich spüre: blau.
Die Lichtarmee jedoch, sie trägt jetzt rot.
Zwischen ihren Zähnen knacksen die Porenkapseln. Mit jedem Malm ein alter Ton dahin.
Martin, fällt mir ein, Martin hat kein Kinn!
Die Gardine warnt mich, mein Haupt fällt tiefer. Zwischen meinen Zehen stecken plötzlich schwarzkantige Klöppel. Sie treffen sich nicht. Werden sie noch ... grün?

Sonja [Gruber]


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