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Einer


Einer glaubt.

Nicht. Was Einer denkt. Was soll man sich denken. Wenn einer so denkt. Was soll man glauben. Was soll man denken. Denkt einer richtig? Soll einer seinem Denken glauben? Soll einer sein Denken sagen? Laut? Darf einer das?

In der Mitte. Ist einer. Und sagt sich. Man sieht es. In der Mitte sieht man es. Beide Seiten sieht einer. Früher war es besser. Meist. Oft zumindest. Manchmal jedenfalls. Später wird es anders. Das Sein. Das Empfinden. Das Leben. Das Spüren. Einer glaubt ihn zu spüren. Den Vorgeschmack. Den des Alterns. Den der Schmerzen. Morgens beim Aufstehen. Beim Bücken. Beim In-die-Knie-gehen. Den Vorgeschmack des Abbauens. Körperlich. Auch geistig. Geistig abbauen. Unflexibel werden. Langsam. Vorsichtig und ängstlich. Angst vor Verlust. Kontrollverlust. Und vergesslich. Wenn einer nicht mehr weiß. Was sagen. Was tun. So viele Gedanken haben. Und dann: Was wollte einer? Machen. Sagen. Schreiben.

Tagsüber ist einer müde. Erschöpft. Nachts rastlos. Einer kann nicht schlafen. Hat Ängste. Sorgen. Erinnerungen. An das Erreichte. Erfolge. An Fehler. An das Scheitern. Einer macht sich Gedanken. Einer denkt. Auch Nach. Einer denkt nach und fragt sich. Was wäre wenn? Was hätte? Könnte? Hat einer etwas erreicht? Was verändert? Ist einer zufrieden? Mit seiner Erinnerung. Dem Leben. War einer gut? Ein Guter. Ein Verlässlicher. Ein Liebender. Mensch. Partner. Vater. Freund.


Einer lebt.

In den Tag. Vor sich hin. Warum lebt einer? Aus Gewohnheit. Die Alternative ist unmittelbar. Und so endgültig. Denkt einer. John hat es gewusst. Es passiert während einer Pläne macht. Dann passiert Leben. Günter hat es gesagt. Leben ist Urlaub. Vom Nichts. Dazwischen: Der Alltag. Die Gewohnheit. Einer hört auf. Pläne zu machen. Ziele zu stecken. Es scheint zwecklos. Auszubrechen. Weg zu wollen. Und doch nirgendwo hin zu kommen. Einer ist beschäftigt. Mit Alltag. Mit Gewohnheiten. Arbeit. Haushalt. Familie. Es sind nicht die Gipfel. Nicht der Aufstieg. Mühsam ist es dazwischen. Die weiten Ebenen. Die langen Geraden. Für einen einzelnen Moment. Genuss. Glück vielleicht.

Einer denkt. Wir sterben beschäftigt. In medias res sterben viele. In einer Sache leben wir ab. Ist einer fertig geworden? Im Tod sind wir unbeschäftigt. Obsolet. Es wird der Punkt überschritten. Der Punkt der Betätigung. Denkt einer. Dann hört es auf. Mit dem Dauern hört es auf. Mit dem Beschäftigt sein. Mit der Ruhelosigkeit. Dann ist einer endlich. Tatenlos. Das ist tröstlich. Sagt sich einer. Es ist trostlos. Sagt einer.

Robert [Zettl]


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