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aus einem ziegenmeer eine ziegenbrandung 1 das bambusmatte grün des wassers das kalkhelle leuchten und die musik der inseln hier hatte einst ein gott seine augen im spiel gehabt und eine göttin war an land gestiegen mit der selbstverständlichkeit heutiger kreuzfahrttouristen die nach einem sturm einem beben am meeresboden anlanden erzähl mir von den ertrinkenden und ertrunkenen liebchen die das sichere eiland nie erreichten nicht die götter und göttinnen es sind die fische die überleben 2 leer sind die straßen und flugbahnen am himmel angefüllt mit den spuren der vögel und insekten die aus ihren gräbern herunterschauen auf ausgestorbene städte leise weht ein luftzug aus den flügeln er legt sich über das letzte elektrische flimmern des tages einst gab es stimmen sie sangen und lachten mit dem licht und den liedern 3 kreuzen inseln vor den festlandsockeln den sagenumwobenen und umkämpften kolonien die abtrünnig geworden waren abtrünnig vom glauben von den herrschaften der zentralgestirne den göttern und göttinnen die lange zeit schützend lieder über sie gehalten hatten 4 die schmetterlingsgleichen geschichten die symmetrien von schwarz und weiß die spiegelungen licht in schatten schatten in licht und immer wieder die stimmen zarte hallräume innen außen die pflanzen die tiere die pilze nie erscheinen menschen geistwesen halb göttinnen götter in den am strand verlorenen versen aus einer anderen zeit 5 vergiss alles was du gelernt hast über relativitätstheorien physikalische halb und vollräume ein relativistisches weltbild das es nie gegeben hat 6 blau lagert sich ab neben den eingängen zu den unterwelten den himmeln den verlassenen städten mit den löwentoren den labyrinthen unter den palästen der musiker der sängerinnen der chöre der rachegöttinnen die lange lange regiert haben 7 blau füllt die adern der nachtschatten gewächse der langstieligen lieder trauer und lobgesänge zugleich die gesetze der physik werden außer kraft gesetzt die kometen asteroiden interstellare materie verlassen ihre bahnen und nehmen kurs auf die bruchstellen am meeresboden aus denen fische klänge schwimmen stranden in deiner hand 8 in deinem kehl kopf deinem sternum deinem an und abschwellenden brustkorb 9 streichen die nächte deinen rippenbogen bis er klingt |
Werner [Weimar-Mazur]
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