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Katzenschnittmenge
Im Museum Berggruen in Charlottenburg entdeckte der militärische Katzenforscher Ägidius Schnurr eine dürre bronzene Skulptur von Alberto Giacometti, in der der Künstler 1951 in seiner eigenwilligen Art eine Katze dargestellt hatte. Schnurr, der stets interdisziplinär agierte, witterte einen Zusammenhang mit einem noch 16 Jahre früher erdachten Gedankenexperiment aus der Welt der Physik und nahm wie ein Bluthund die von ihm selbst in seiner Vorstellung gelegte Fährte auf, um für die Forschung einen entsprechenden Beweis für seine Vermutung zu erbringen. Nach wochenlangen abenteuerlichen Recherchen in den Katakomben zahlreicher europäischer Geheimdienste erhielt Ägidius Schnurr von einer Doppelagentin, die in der königlich-dänischen Rekrutierungsstelle für Kriegskatzen in Kopenhagen als Reinigungskraft getarnt die Fußböden wischte, den entscheidenden Tipp, der ihn über den Atlantik führte. Er fuhr nach Miaui in Florida, wo er unbemerkt ins War Cat Research Center der Army eindrang und Zeuge eines Experiments wurde, bei dem das ursprüngliche Tötungsutensil für die Katze, das Kölbchen mit Blausäure, das der Physiker Schrödinger vorgeschlagen hatte, durch eine Konstruktion ersetzt worden war, die von ihrem Prinzip her einem elektrischen Stuhl ähnelte. Als das Versuchstier etwa eine Stunde nach dem Beginn des Experiments aus seiner Stahlkammer geholt wurde, war es nicht mehr am Leben. Ägidius Schnurr, der durch ein Gitter eines Entlüftungsschachts, in dem er sich verborgen hielt, mit einem Feldstecher die am anderen Ende der Halle zu Tode gebrachte Katze heimlich aus der Ferne inspizierte, stellte sowohl mit Entsetzen als auch mit Genugtuung fest, dass der Tierkadaver, den er gerade betrachtete, der Giacometti-Skulptur aus dem Museum Berggruen glich wie ein Ei dem anderen. Schnurr hätte nicht auf Anhieb zu sagen vermocht, welches der beiden Gefühle in ihm überwog.
Michael [Burgholzer]
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