Logo Verlag z
e
i
t
s
c
h
r
i
f
t

f
ü
r

l
i
t
e
r
a
t
u
r





litera[r]t
[heft 8] [märz 2013] wien - st. wolfgang



blättern [zurück] [weiter]
[zeitschriftenindex]
decodierung der dekaden [auszug]
erika kronabitter


vom tisch zum fenster zur tür

vom tisch zum fenster zur tür
hinunter ins tal
vom tisch zum fenster
und bis zu den bergen
vom tisch zum fenster
und wieder zum tisch
und irgendwann vom bett
zum tisch zum fenster
ein bisschen berg und
fenster zum tisch



am rande des benennbaren

am rande des benennbaren
diese brennbaren flügelspitzen
ein wehen kann ich dir vertrauen
die sonne tropft von den bäumen
und dein schwarzes haar fängt sich
in der biegung deines ohrs
stockt in dunklen gassen
wärst du meine fingerkuppen
du spürtest dich



die liebe zu den zwei orangen

die liebe zu den zwei
orangen begann in früher
morgenluft als er zu nahe
kam an ihren duft
aber die bettkante die schwankte
nicht



einander zwei

nach langer krankheit erlag sie
ihrem leiden
an diesem morgen
mittags fand man ihn neben seiner toten frau
im türrahmen erhängt
ein ort starker liebe
sagte die neue mieterin
und gedachte der beiden
in achtung



alles ist nichts

alles ist nichts ohne vergehen
rot bleibt rot
grün ist grün
deine hand am aug bleibt hand am aug
lippe geöffnet geschlossen
bleibt lippe geöffnet bleibt lippe geöffnet
bleibt lippe geschlossen bleibt lippe geschlossen
ist kein ändern. ist kein verändern.
ohne vergehen kein ändern
aug ist nur aug ist blick ist nicht sicht
ist nicht links ist nicht rechts
ist nicht erkennen nichts erkennen
ist leer ist glas ist luft
ist starr ist still
ist bild sind viele bilder ein bild
ist kein hin und kein her
ist kein dazwischen kein davor und kein dahinter
ist nicht wind ist nie wind
ist nicht fluss ist nicht meer ist nicht welle
ist nicht bewegung
ton ist nicht, ist nicht nurton
ist kein ton
ist kein tonanfang ist kein tonausklang
ist still und starr
ist kein leben
ohne vergehen kein leben
ohne vergehen kein tod
ist kein leben ist kein tod
ist kein anfang ist ein nie begonnen
ist kein wird und kein war
ist ewig. ist immerdar.



© bei der autorin | [www.kronabitter.com]
textproben aus dem buch decodierung der dekaden


kronabitter, erika
geb. 1959, lebt und arbeitet in feldkirch. studium der vergleichenden literaturwissenschaft, germanistik und kunstgeschichte. arbeitet als schriftstellerin und künstlerin interdisziplinär in den bereichen literatur, malerei, grafik, konzept-, video- und fotokunst.
künstlerisches konzept zum literaturbahnhof feldkirch.
betreut den feldkircher lyrikpreis. herausgeberin der reihe lyrik der gegenwart in der edition art science.

zahlreiche publikationen. zuletzt
morgenbetrachtung. verweilen im gesicht, 2008, bucher verlag, hohenems.
mona liza, 2007 und "viktor", 2009, beide im limbus verlag hohenems-innsbruck.




Logo Verlag ein projekt [ag literatur]
blättern [zurück] [weiter]
[zeitschriftenindex]