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litera[r]t
[heft 7] [oktober 2012] wien - st. wolfgang
ich spreche bilder [auszug]
regina hilber
Vom Wasser lebe ich. Von klaren, reinen Wassern. Den Ursprung nimmt es aus Semjas Feuer. Genährt aus jener Quelle,
die tonangebend, sammelt es sich in der tröpfelnden Schreibhöhle, sickert in die Sprachrohre, formiert sich zu einem Bächlein,
bis es mich durchfließt in einem wohligen Rausch, die Lust bewirtet, das Erdachte auf Papier festzuhalten.
Da liegt er, der Fluss, gibt sich großzügig liebestrunken, gespeist aus Semjas Fülle.
Was dem Schreibdrang das Wasser, ist Semja das Feuer, das wiederum ich. Ein Kreislauf, ein wunderbarer, aber auch gefährlich.
Ein Element bedingt das andere. Um zu schreiben, brauche ich beide. Der Kreislauf darf nicht durchbrochen werden, dazu bedarf es
größter Aufmerksamkeit. Das Feuer muss brennen. Es schwelgt in mir, um ihn anzustacheln.
Und umgekehrt.
Ob opulente Feuersbrunst, oder kleine Flamme, die Glut darf nicht versiegen. Die nimmersatte Schreibhöhle will genährt sein. Ich
fauche und Semja fängt Feuer. Daraus resultierende Lust wirft uns in ungeahnte Bahnen. Stoffe, aus dem Gedichte gewebt werden.
Semja ist die Stimme, die mir in der Kopfkammer sitzt, der Impuls, der der Sprache das Laufen lernt.
in meinem stimmenschrank
gehst du auf und ab
schreitest
findest noten
wunderbare
© bei der autorin | auszug aus dem gleichnamigen text im tak-verlag 2005
regina hilber. geboren 1970 in hausleiten/nö. wohnte lange jahre in tirol. seit 2006 in wien. veröffentlichte den lyrik u. kurzprosaband
ich spreche bilder (tak-verlag 2005), im schwarz blühen die schönsten farben (edition thurnhof 2010).
beiträge für zahlreiche literaturzeitschriften und anthologien. zuletzt paragramme (edition ch 2011),
zeichensetzung.zeilensprünge (luftschacht verlag, 2009). stipendien u. auszeichnungen z.b. staatsstipendium für literatur.
holfeld-tunzer-preis 2008 (gemeinsam mit thomas ballhausen). anerkennungspreis für literatur des landes niederösterreich 2010.
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