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litera[r]t
[heft 5] [märz 2012] wien - st. wolfgang



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Weinviertler Trilogie | (Prolog)
Armin Anders


Das Einzige
Das mich
Am Leben hält
Ist mein Tod.

1.

Ich wuchs auf
An den Rändern der Wälder
Immer ein wenig einsam und
Seltsam ängstlich.

Die Bauern bestellten
Ihre Felder (und Frauen) als ob
Alles so sei wie es vordem
Immer gewesen war.

Die Bürger gingen
Die beschrittenen Wege
Betrieben ihr geerbtes Handwerk
Und kärgliches Gewerbe

Trugen an Sonn- und Feiertagen
Festliche Kleidung
Und an den Wochentagen
Das immer gleich genügsame Gesicht.

Alle Dinge dieser Welt nahmen
Den ihnen gemäßen Lauf.

Die Wolken zogen den Himmel
Stets aufs Neue
Nicht und nicht
Von der Stelle.

Der Tag unterbrach
Die Nacht kaum.
Und die immer feucht
Kalte und schwere Erde

Schluckte die weinsamen Wege
Zwischen den satten Hügeln
Und den steinernen Markierungen
Des umseits beackerten Landes.

Die Kirchenglocken
Hämmerten süßlich schwanger
Die ewigliche Monotonie
(Hinein in die trunkenen Köpfe).

Und die Natur zeigte
Unbeteiligt trocken
Aber all so täglich
Ihr unverändert

Veränderliches Antlitz.


2.

Langsam wich meine kindliche Ängstlichkeit
Einem seltsam objektiven Auge das sich
Nach und nach über die Landschaft
Und alles in ihr hermachte.

Die vielgestaltigen Wolken wurden
Vor diesem meinem objektiven Auge
Zu unlesbar bizarren Himmelszeichen
Einer untergegangen Welt.

Die Wälder Wiesen und Wege
Zwischen dem wechselnden Braun
Der Hügel wurden zu Fundstätten
Des vergangenen Grauens.

Ja selbst die Gerüche allseits
Der Weihrauch die Zuckerrüben
Das Geschlecht und der Schweiß
Formten sich

Zu gewaltigen Gemälden
Von rahmenloser Wirklichkeit
Eines wundersamen
Eines eigensinnigen Genusses

Und aller schön schauerlichen Freude
An allem Sterblichen.


3.

Wenn ich heute zurückkomme
In mein versetztes Umland
Jetzt wo alle Vorhänge gefallen
Und die eisernen Grenzen

Verrostet und brüchig geworden sind
Und die Städte und die Menschen darin
Wohlfahrt gewonnen haben
Und asphaltene Stätte und Wege.

Wenn ich heute heimkomme
Schaue ich immer noch zuallererst
An den Ränder der Straßen nach Ruinen
Und Resten toter Tiere.

Gelassen im Kopf aber
Mit Unbehagen in den Gedärmen
Gehe ich durch die alten Gassen
Und entlang der Gemäuer

Die nie
Die meinen waren.


Gehe ich in die Wälder
Und zeige mich meinen Erinnerungen
Muss ich erkennen
Dass diese so ganz anders sind.

Die angeschaute Natur schaut nicht zurück
Und stört so still und wissentlich
Meine (unstimmige) Gelassenheit.
Der Bauch rumort.

Und in meinem Kopf.
Da ist immer noch dieses Auge.
Dieses eine Auge
(In mir)


Das mich
Immer noch
Ein wenig einsam macht
Und immer noch

Seltsam ängstlich.

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