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litera[r]t
[heft 15] [juli 2017] wien - st. wolfgang
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von der wehmut
franz bertolt k.
4
würde ihr lieben
würde brüder
wir dürfen nicht verzweifeln
einen haben wir doch gefunden d
er gut war
und nicht schlecht geworden ist
und er ist nur verschwunden
eilen wir ihn zu finden
einer genügt
haben wir nicht gesagt
daß alles noch gut werden kann
wenn nur einer sich findet
der diese welt aushält
nur einer
von einem guten leben
wissen wir nichts zu berichten
wir leben im allgemeinen
unter den unseren
und antworten brecht
dem toten utopisten
mit einer antiutopischen haltung
wir können die welt ertragen
aber anerkennen
anerkennen können wir sie nicht
3
wir finden in unseren ländern keinen frieden
wir sind nicht begabt zur unauffälligkeit
wir tragen den namen k in uns
unbegabt für das leben in der gemeinschaft
die roh
und grausam
und feige ist
immer auf den eigenen vorteil bedacht
hasst was fremd ist
zerstört was sich nicht anpasst
keine gnade
kein friede
2
unauffällig muss ein mensch sich bewegen
dann findet er frieden
in der welt
aber das bedeutet auch
dass er gleichgültig sein muss
gegenüber der welt
denn würde sie ihn anrühren
bliebe er nicht unberührt
wer unauffällig und friedvoll leben will
muss sich entsinnen
auf der hut sein
1
auf die frage
nach dem wohnort
antworten wir heutigen
unbestimmter wohnsitz
auf die frage
nach der sterblichkeit
antworten wir heutigen
mit wehmut
© beim autor
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