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litera[r]t
[heft 14] [dezember 2016] wien - st. wolfgang
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es geht vielleicht zu ende
Franz Bertolt K.
6
von einem guten leben
wissen wir nichts zu berichten
wir leben im allgemeinen
unter den unseren
und antworten brecht
dem toten utopisten
mit einer antiutopischen haltung
wir können die welt ertragen
aber aushalten
aushalten können wir sie nicht
5
in einem schauspiel
geht der eine ab
und mit ihm alles
was gut an ihm war
und das fremde tritt auf
denn das verzweifelte
ist das grundlose in uns
4
es gibt kein richtiges leben im falschen
wurde uns gesagt
aber gibt es dann ein richtiges leben im richtigen
oder ein falsches im falschen
oder noch schlimmer
ein falsches leben im richtigen
das richtige leben
lässt sich heute nicht mehr finden
die bürgerliche moral
hat alles leben durchdrungen
oder wie beckett formuliert hätte
alles überleben
3
sinn sucht der mensch nur als gläubiger
für einen agnostiker
entsteht sinn in der moral
doch wir alle sind zweifelhaft moralisch
das ist unsere tragödie
2
keine utopie nirgends
nicht
weil wir in die jahre gekommen sind
nicht
weil gott tot ist
weil politik zur religion
verkommen ist
1
existenz erlangt der mensch
durch aneignung von welt
nie gegen sie
wie fern sie ihm auch immer sein mag
wenn weltaneignung misslingt
dann ist sinn nicht zu finden
keine heimat nirgends
© beim autor
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