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litera[r]t
[heft 12] [dezember 2015] wien - st. wolfgang



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Aus der Tiefe meiner Namen
Marianne Horvath


1

Es sind die Tage
die sich ausruhn auf deiner Stirn
die mich ansprechen
so unverbraucht
dass sich Landschaften in mir ausrollen
auf dem Brot das wir teilen
Aprikosennächte
Brombeerlieder unterm Schwalbendach
und du lächelst dein Kirschrot -
die Farbe deiner Stille.

Schönere Schuhe hatte ich nie




2

Während er aufbricht
dein Blick in die Ferne
liegt Abschied über dem Tal

und mein Haar begreift nun
deine Wortwahl
liest ihre Zeichen im Wind
wie auch die ausatmenden Knöpfe
auf dem Kleid, das ich
für dich trage.

Wort für Wort
werden sie
und auch wir einander
gewahr.




3

Manchmal träumte ich
als wäre Schlaf ein toter Schrei
und ich nur
hineingesprochen
in ein dünnwandiges Glas
aus Tasten
um ein großes Schweigen

doch dann
aus der Tiefe meiner Namen
stieg auf ein Wunderlicht
und meine Augen füllten sich
mit Tag




4

Auch heute noch
klettere ich auf die Anhöhen deines Missfallens
um mich zu vergewissern
dass du immer noch bist
versucht
mir die Augenblicke geradezurichten

Tuch um Tuch knöpfst du dir vor
aus meinem Bündel
das anderorts ein weltumspannendes Segel
sein könnte

doch wer weiß schon was dir vorschwebt
für mich
du mein unruhiges Meer
mit der Hand einer gütigen Mutter




5

Bewegung und Klang
bringen dein Wort an die Grenze
die Linie zwischen Himmel und Erde.

Wenn dort nicht ein Vogel begraben läge
dessen Gesang sich dir zuneigte
durchbrächen die Worte den Spiegel
schrien unter dem Meer

und auch wir
trieben umher

(wie zwei verendende Möwen)



© bei der autorin




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