z
e
i
t
s
c
h
r
i
f
t
f
ü
r
l
i
t
e
r
a
t
u
r
|
litera[r]t
[heft 12] [dezember 2015] wien - st. wolfgang
|
müll3 | lyrik 1965-2005 [auszug]
Armin Anders
Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten
(Fragment 2001)
Wo die wahren Werte sind
Wissen der Waren Werte allein
Wo die Waren Werte sind: Wahr
Zu werden, ist wertlos zu sein.
1.
Wer nicht für uns ist
Ist gegen uns.
Jedes Nation, jedes Volk, ja jeder Einzelne
Muß sich entscheiden.
Entweder man steht
Auf unserer Seite
Oder man steht auf der Seite des Bösen.
Wenn du den Frieden willst
Bereite den Krieg nicht nur vor
Trage ihn in die Welt!
Die einzige Schwäche
Die man noch haben kann
Ist die Schwäche im Kampf
Gegen das Böse!
2.
Wer diese Schwäche zeigt, der wird geschlagen!
Schwäche zeigen heißt: Zaudern und Zögern.
Dem erklärten Feind Zeit lassen.
Zuschlagen, bevor er es tut
Ist die Losung aller Tage.
Wer gegen uns ist
Dem gnade Gott!
3.
Im Namen Gottes
Muß das Gute obsiegen!
Und wenn wir unser letztes Hemd verkaufen
Für unsre Armeen, unsre Waffen, unsren Krieg!
Im Namen Gottes
Muß das Gute obsiegen!
Und wenn es uns das den Frieden kostet!
O, wie wir suchen nach der Wahrheit Licht
Es werd da wohl noch einige Werte werden
Doch das kleinste kleine Licht ist nichts
Nur der Vorschein der Hölle auf Erden.
Und alles schon entschieden
Und deutet hin
Auf einen Weg
Der längst gegangen
Des Ziel ist längst
Ist schon erreicht
Und alles schon entschieden
Die Würfel sind gefallen
Und meine Nummer
Die war nicht drunter
Mehr braucht es nicht
Und alles schon entschieden
Die Hölle, wie wir wissen
Das sind wir den anderen.
Es gibt da keinen Himmel
Wohin wir auch wandern
Und alles schon entschieden
Ich Glaube
(Nach RMR)
1.
Ich glaube an Nächte
Ich glaube an alles
Noch nie Gesagte.
Ich glaube an das Echte
An das Ewiglich uns
Immerzu Versagte.
Ich glaube an das Du
Ein leises Wort genügt
Ein leichter Anfang.
Ich glaube an das Wir
Eine Geste nur und schon
Ist mir nicht mehr bang.
2.
Ich glaube an
Eine Stunde Buch und
Hunderte volle Leben.
Ich glaube Muse birgt
Und bringt uns Alles ein.
(Nicht bloßes Streben.)
Ich glaube an das Denken.
Es macht die Räume frei
Es macht uns atmen, innehalten.
Ich glaube an den Mut, er
Läßt uns, trotz aller Schwäche
Menschlich sich verhalten.
3.
Ich glaube an Nächte
Ich glaube an alles
Noch nie Gesagte.
Ich glaube an das Herz
Es tut sein Werk in Ruh
Trotz allem Leid und Schmerz.
Ich glaube an das Hirn
Der allen Naturgewalten
Bietet unerbittlich seine Stirn.
Ich glaube an das Leben, ja.
Leben, in allem Leben.
Das ist das Gewagte.
Glaube ich.
© beim autor
textproben aus dem buch müll3 | lyrik 1965-2005
|
|