Wer fällt schon aus der Welt

Lars-Arvid Brischke




Die Vorstellungen darüber, wie es ist, aus der Welt zu fallen, sind mannigfaltig. Aber die Welt lässt einen in der Regel nicht fallen, hält einen oder holt einen bei drohendem Herausfallen wieder zurück. Der Gedichtband wer fällt schon aus der welt setzt den Vorstellungen vom Aus-der-Welt-fallen in zehn Kapiteln und einem Intermezzo Varianten und Ideen entgegen, die zeigen, dass es mindestens ebenso viele Möglichkeiten und Wege gibt, nicht aus der Welt fallen zu müssen. Sei es durch schlaf oder jagd (Kapitel 1) oder durch versuche mein selbstbild zu fälschen (Kapitel 2).

Im Kapitel 3 sind Kontaktanzeigen für jeden einzelnen Wochentag, die sich jeweils einer Todsünde widmen, das Mittel der Wahl, um mit der Welt in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Im Kapitel 4 zeigt sich dann, dass dies mit dem Changieren zwischen Lust & Last verbunden ist. In Kapitel 5 wird vorgeschlagen, dem Flusslauf zu folgen bzw. die Punkte zu verbinden, die die Gedichte anbieten, sozusagen als lyrisches Malen nach Zahlen und zu schauen, was dabei herauskommt. Im darauf folgenden Intermezzo, einem Bestiarium der Besessenen, werden in Haikus menschliche Erfolgsstrategien auf die Tierwelt übertragen und die Folgen gedanklich durchgespielt.

Der Sonnettenkranz als Möbiusband in Kapitel 6, der ein Streifen durch alle Filme Stanley Kubricks ist, soll eine weitere Möglichkeit aufzeigen, in der Welt zu sein und zu bleiben. Nur in 2001: A Space Odyssey wird mit dem Kappen der Verbindung zwischen Raumfahrer und Raumschiff, das dem Durchtrennen einer Nabelschnur gleicht, ein exemplarischer Fall aus der Welt vorgeführt. Für alle anderen Fälle aber ist das Möbiusband der Garant: Mal außen, mal innen, ist man immer verbunden mit der Welt, bewegt man sich auf einer unendlichen Fläche.

Die Kapitel 7 und 8 zeigen anhand von berühmten oder bekannt gewordenen Todesfällen, wie das Ableben selbst kein Fall aus der Welt sein muss, sondern als Totentanz funktionieren kann. Kapitel 9 ist ein Spaziergang durch das Jahr, der mit Weihnachten beginnt und zu dem Schluss kommt, dass irgendwann Feierabend ist.

Das letzte Kapitel ist die Fortschreibung einer Etüde von Stefan Döring, die eine Variation und Meditation auf die ewige Wiederkehr der vier Elemente ist. Und so endet der Band wie er begonnen hat – im Großen und Ganzen.

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