z
e
i
t
s
c
h
r
i
f
t
f
ü
r
l
i
t
e
r
a
t
u
r
|
litera[r]t
[heft 8] [märz 2013] wien - st. wolfgang
|
kindheit am fluss [auszug]
andreas pargger
salzachwind
ich wünschte meine eltern wären tot.
das auto sei um den baum gewickelt.
mamas kopf liegt auf der scheibe.
das gesicht von papa ist eingedrückt vom lenkrad.
dann kommen sirenen.
sie bringen sie weg.
sie bringen das auto fort.
ich gehe über die scherben zum baum.
salzachwind auf den lippen.
morgen ist schon nichts mehr da.
ich gehe über die scherben hin.
wasserleiche
tage zerrinnen wie eiswürfel in meinem
mund, der wind trägt das rauschen von
meer heran.
sonne tröpfelt – helle stunden – aus
meinem ohr. deine haut ist salzig von
der heißen
brise.
sommer
unter deinen sachen bist du nackt.
wir hören nick cave and the bad seeds,
während wir uns trocknen lassen.
klimpern von
regen
an den
fensterscheiben
draußen.
wie haustiere liegen die rucksäcke
um unsere füße.
schwimmen
dem mädchen schlägt der rock über die hüfte.
ein beben geht übers wasser hin.
der wipfel flattert schwarz, wie uferlos himmel.
gras bäumt sich zu ganzer größe auf.
kindheit am fluss
ich schrieb auf blättern und steinen.
wie es wind und sonne tun.
ich habe niemals klarer gesehn.
als am fluss durch die wellen.
© beim autor
textproben aus dem buch kindheit am fluss
pargger, andreas
geboren 1986 in lienz (osttirol),
lebt derzeit in leipzig. studium der vergleichenden literaturwissenschaft
in innsbruck und aix-en-provence. publikationen in zeitschriften (u.a. entwürfe, kolik, freibord),
teilnehmer der darmstädter textwerkstatt 2013.
publikationen
2011: »lichtpunkte«, in othmar eder, ereignisse, flaach: schwarzhandpresse.
|
|