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litera[r]t
[heft 13] [juni 2016] wien - st. wolfgang
Ach, dieses Ach ...
Dine Petrik
Ach, liebe ich es, dieses Flüstern unter den uralten
Buchen, Umarmungen gleich, sagst du. Dieses
Rauschen der mächtigen Ulmen, ihr lauter Atem
in uns, wenn wir uns umarmen.
Ach, diese hohen, verschwiegenen Fenster aus Luft,
die wir durchfliegen, es ist wie fliegen, sagst du, fast
heben wir ab.
Ach, dieses prächtige Gold, das über uns Lichtblicke
sägt, Lichtblicke durch das Grün, durch unser taktloses
Reden, sagst du. Die Wolken stehen Kopf in der Luft,
sagst du, von dem seelenblasenden Wind.
Ach, und nicht weit von hier, unter uns, liegt die
glühende Stadt, Hitzeschluchten, vibrierende Häuser.
Schluchten hinunter, hinab. Und dort, tief eingeschnitten
das Erdachtel: Straße, Stiegenhaus, Küchentür, sagst du.
Dieses schwarz-weiß karierte Spiel Schach, ach.
Dieses gaffendgeschwätzige Straßenspalier, sagst
du, dieses ungelenke Gewirr des Verkehrs, diese
trägen Geschäftigkeiten, flüchtig im hitzigen Lauf.
Ach, sagst du, diese blutrünstigen Gelsen, gemeine
Gelsen, eine Plage, ach.
II
Also heim, sagst du, durch Gebüsche aus Gelsen.
Zum Spott der Krähen, der schwarzen Patzer am
Baum, hineingepatzt ins Geäst, ins Gezweig. Ach,
der alte Kastanienbaum. Fette Krähen alles, mag
sein, Raben. Wie sie schwatzen, kratzen, schmatzen,
patzen, sagst du, sind am Platzen. Alles Wienerwälder.
Wilde Fechter, Ächzer, Krächzer, ach.
In der Stadt ist gut leben, krah! Ob Krähen, Raben,
schwere Knaben. Alles krah! Faule Waldnomaden,
keine Zahler, sagst du, faule Liebhartstaler, ach.
Einer zuckt, einer spuckt, einer gackt, alles quackt,
lieber aber im Chor, liebend gern uns was vor, liebend
gern ganze Nacht, ach ...
© bei der autorin
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