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litera[r]t
[heft 12] [dezember 2015] wien - st. wolfgang
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Und die Häuser fallen nicht um
Sascha Garzetti
Vielleicht, dass ich dir
einen Brief schriebe.
Du könntest ihn
zur Seite legen
ohne ein Wort
darin zu lesen
bloß nachsehen
wo ich ihn aufgab
und mir sagen
wo ich zu Hause bin.
Im Garten meiner Eltern
wächst der Rosenstrauch
durch den Zaun.
Als Junge sah ich ihm zu, mittags, abends
sah zwischen den Maschen
die Blüten auflodern
vernahm die Redseligkeit
der kleinen Landschaften
denen der Mund
nach dem Wetter geht.
Manchmal dreht der Wind
weiß schimmern die Blätter auf
und die Wörter gelten nur mir.
Das Morgenlicht wärmt sich
an den Kirschen.
Die Früchte glühen
von so viel Zuneigung.
Wie Male des Glücks
sagst du
und zeigst mir
dein Kindergesicht
ein Paar, baumelnd
an jedem Ohr.
Schnee liegt in den Hängen
wie eine Herde Schafe
birgt das Licht aus dem Winter.
Sehe die Maulwurfshügel
auf den Feldern
aufgeworfen gegen die Kälte
sehe vor unseren Mündern
den Hauch aufsteigen
und Wörter, die hindurchschlüpfen
die von der Kindheit erzählen
wie von einem Ort
an dem ich lange nicht war.
Wir sind kleine Gewichte
auf der Welt
sagst du.
Machen es uns
so schwer
wie wir gern wären.
© mit freundlicher genehmigung des verlag wolfbach
texte aus dem band [und die häuser fallen nicht um]
sascha garzetti. geboren 1986 in zürich. lebt in baden (schweiz). studium der germanistik,
geschichte und nordistik an der universität zürich.
publikationen in zeitschriften und anthologien, zuletzt in: lyrik der gegenwart. feldkircher lyrikpreis 2011.
sowie in: lyrik der gegenwart. feldkircher lyrikpreis 2012.
auszeichnungen
werkbeitrag des aargauer kuratoriums 2009.
heinz-weder-anerkennungspreis für lyrik 2011.
lyrikbände
[vom heranwachsen der sterne] | gedichte, wolfbach verlag | zürich 2010.
[gespräch in der manteltasche] | gedichte | edition isele | eggingen 2012.
[und die häuser fallen nicht um] | gedichte, wolfbach verlag | zürich 2015.
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